Der Darm – seine Funktionen und Einflüsse auf die Gesunderhaltung

    Der menschliche Organismus ist eine Einheit: Der Darm und alle anderen Organe sind auf komplexe Weise miteinander verbunden. Störungen der Ausscheidungs- und Immunfunktion des Darmes können daher zu Symptomen an anderen Organen führen. Umgekehrt können Erkrankungen anderer Organsysteme eine Störung der Darmfunktion bewirken.

Der Magen-Darm-Trakt

    Der Darm hat drei wesentliche Aufgaben: Verdauung und Energiebereitstellung, Ausscheidung und Entgiftung sowie die Immunabwehr.
    Der Naturheilkundler Hufeland nannte deshalb den Magen-Darm-Trakt den `Hauptkampfplatz, auf dem viele Krankheiten entschieden werden.
    In erster Linie dient der Darm der Verdauung und Aufnahme (Resorption) von Nährstoffen und Wasser. Die Verdauung beginnt bereits im Mund. Hier wird die Nahrung mit Zähnen zerkleinert und mit dem Speichel vermischt.   Der Speichel, von dem bis zu 1,5 l produziert wird, enthält ein wichtiges Verdauungsenzym das Ptyalin.   Ptyalin beginnt im Mund die Kohlenhydrate aufzuspalten. Im Magen angelangt wird die Nahrung mittels Salzsäure desinfiziert und durch das Enzym Pepsin wird die Eiweißverdauung begonnen.
    An den Magen schließt sich der Dünndarm an. Im Dünndarm werden die verschiedenen Nahrungsbausteine (Eiweiße, Kohlenhydrate und Fette) durch die Enzyme der Bauchspeicheldrüse und durch den Gallensaft der Leber aufgespaltet. Erst nach der Aufspaltung in kleinste Bestandteile können die Nährstoffe über die Darmwand in das Blut- und Lymphsystem aufgenommen werden.

Die gesunde Darmflora

    Der Magen-Darm-Kanal ist besiedelt von einer unvorstellbar großen Zahl von Kleinstlebewesen (Mikroorganismen). Die Gesamtheit aller Mikroorganismen nennt man die Darmflora. (Der Begriff bedeutet `Pflanzenwelt des Darmes und stammt aus der Zeit als man Bakterien noch zur Pflanzenwelt zählte).
    Die Darmflora besteht hauptsächlich aus Bakterien. Sie besiedelt die gesamte Darmschleimhaut, die eine Oberfläche von etwa 200qm hat - das entspricht einer Größe eines Tennisplatzes. Im Vergleich dazu misst die Hautoberfläche eines   Erwachsenen etwa 2qm und die Lungenoberfläche mit ihren vielen Lungenbläschen (Alveolen) immerhin 80qm.

    Die Darmflora stellt die eigentliche Grenzfläche zwischen Darm und Außenwelt dar. In Bezug auf den Stoffaustausch besitzt der Verdauungstrakt somit die größte   Kontaktfläche zur Außenwelt.
    Im Magen-Darm-Trakt leben   10 14 - das bedeutet 100 Billionen - Kleinstlebewesen (Mikroorganismen). Sie alle betreiben regen Stoffwechsel mit hoher Stoffwechselleistung. Ständig werden Substanzen verbraucht und neue gebildet. Ihre Stoffwechselleistung ist mit der der Leber vergleichbar.
    In besonders großer Zahl besiedeln die Bakterien den Dickdarm. Hier wirken sie wie eine Bio-Gärkammer um noch nicht verdaute Nahrungsbestandteile aus dem Dünndarm aufzuschließen. Im Dickdarm werden die unverdauten Nahrungsbestandteile vor allem Zellwände von Gemüse und Getreide, die so genannten Ballaststoffe, durch die Bakterien der Darmflora aufgespaltet. So beteiligt sich die Darmflora wesentlich an der Verdauung und Aufschlüsselung der Nährstoffe.
    Alle Körperoberflächen des Kindes sind bis zum Zeitpunkt der Geburt noch keimfrei. Dabei gehören zur Oberfläche des Körpers nicht nur die Haut sondern auch alle Oberflächen, die mit der Umwelt in Verbindung stehen. Hierzu gehören der Respirationstrakt der Lunge, die Mundschleimhaut mit der sich anschließenden Schleimhaut des Magens und der Darmtrakt.
    Kurz nach der Geburt werden diese Oberflächen mit Mikroorganismen aus der unmittelbaren Umgebung besiedelt. Die Bakterien stammen dabei aus der Haut- und Scheidenflora der Mutter, aus der Luft und aus der Nahrung. Die Bakterien, die dabei in den Darm gelangen, bilden komplexe Ökosysteme d.h. Lebensgemeinschaften, innerhalb derer sie miteinander zum gegenseitigen Nutzen leben. Es dauert ca. 3-5 Jahre bis die kindliche Darmflora die Stoffwechselleistung des Erwachsenenalters erreicht und das erworbene Spektrum dann das ganze Leben über weitgehend erhält.
    Es gibt   zwei große Gruppen von Bakterien: Die Aerobier und die Anaerobier. Diese unterscheiden sich in erster Linie in ihrem Bedarf an Sauerstoff.
    Die so genannten Aerobier benötigen - wie alle Tiere und Pflanzen in der Natur - Sauerstoff zum Leben. Die Anaerobier können nur unter Sauerstoffausschluss leben. Kommen sie in ein Milieu mit Sauerstoff sterben sie. Im Darm existiert ein ausgewogenes Verhältnis beider Gruppen. Dieses Verhältnis ist die Vorrausetzung für eine intakte Lebensgemeinschaft im Darm.
    Im Verlauf der Magen-Darm–Passage nimmt die Anzahl der Bakterien kontinuierlich zu. Die Keimzahl ist im Dickdarm am größten (hunderttausendfach höher als im Dünndarm).
    Im Verlauf der Magen-Darm-Passage ändert sich mit der Keimzahl aber auch ihre Zusammensetzung. Im Dickdarm herrscht bereits ein überwiegend sauerstoffarmes Milieu. Anaerobier nehmen zahlenmäßig im Verlauf der Magen-Darm-Passage kontinuierlich zu und im Gegenzug die Aerobier zahlenmäßig ab.
    Dabei unterscheidet sich die Zusammensetzung der Darmflora nochmals je nach Lage. An der sauerstoffhaltigen Darmwand besteht sie ca. zur Hälfte aus anaeroben und aeroben Keimen und   im Darminnern (auf der Seite des Koloninhalts) zu über 90% aus anaeroben Keimen.
    Für das sauerstoffarme Milieu sorgt das Bakterium E.coli (Escherichia coli), indem es   Sauerstoff verbraucht. Deshalb besiedeln E.coli Bakterien als erste den Säuglingsdarm und verbrauchen kontinuierlich den Sauerstoff, der ständig über das Blut zu den Darmschleimhautzellen transportiert wird und schaffen ein sauerstoffarmes Milieu im Darminnern.

Aufgaben der   Dickdarmflora

1. Barrierefunktion:

    Schutz vor pathogenen   Bakterien und   Fremdsubstanzen.
    Die Darmflora stellt eine Grenzfläche zwischen Darmschleimhaut und Außenwelt dar.
    Die gesunde ausgewogene Darmflora bildet auf der Darmschleimhaut eine Schicht, die verhindert, dass fremde Bakterien sich an die Darmschleimhaut anhaften und in den Körper eindringen. Damit übernimmt   sie eine Barrierefunktion (Eine unspezifische nicht-immunologische mikrobielle Barriere, die dem GALT vorgeschaltet ist.) – eine Art Schutzschild.
    Die physiologischen Darmbakterien   der Darmflora entziehen durch Verbrauch von Sauerstoff und Nährstoffen den fremden Bakterien die Lebensgrundlage.
    Sie verfügen aber auch über die Fähigkeit gegen fremde Bakterien spezielle Substanzen z.B. Säuren und toxisch wirksame Substanzen, die ähnlich wie Antibiotika wirken, zu bilden. Auch eine Absenkung des pH-Wertes gehört zum Repertoire der intestinalen Mikroflora.
    Damit verhindert eine gesunde Darmflora, dass sich fremde Bakterien ansiedeln und verdrängt sie aus dem Darm. Sie werden auf natürlichem Wege mit dem Stuhl ausgeschieden, ohne dass sie ihr krankmachendes Potential zur Geltung bringen können. So besteht ein Drittel der gesamten Fäzesmasse aus abgestoßenen Bakterien.

2. Abbau wichtiger Ballaststoffe

    Ballaststoffe (Zellwände von Obst und Gemüse), die von den körpereigenen Verdauungsenzymen im Dünndarm nicht gespalten werden können, werden unverändert in den Dickdarm weitertransportiert und von den Bakterien der Dickdarmflora abgebaut. (Früher wurden sie fälschlicherweise als nicht notwendiger Ballast für den Körper angesehen, daher der Name `Ballaststoffe´.)

3. Ernährung und Energieversorgung der Darmschleimhautzellen

    Die physiologische Dickdarmflora stellt auch Nährstoffe für die Darmschleim-hautzellen (Kolonmucosa) bereit und sorgt so für die Energieversorgung der Darmschleimhaut.Dabei dienen die Abbauprodukte, die die Darmbakterien aus den Ballaststoffen herstellen als Nährstoffe. Diese Nährstoffe sind sehr energiereich und für den Stoffwechsel der Dickdarmschleimhaut als Energiequelle unentbehrlich.Bei den Abbauprodukten handelt es sich um die kurzkettigen Karbonsäuren Essigsäure, Propionsäure, Buttersäure und Milchsäure.Die Karbonsäure Essigsäure fördert eine Weitstellung der Blutgefäße und damit eine optimale Blutversorgung der Dickdarmschleimhaut. Die anderen Karbonsäuren ernähren die Schleimhautzellen und liefern ihnen Energie.

4. Vitaminproduktion

    Die Darmflora regt des Weiteren auch die Darmmotilität an und ist an der Produktion von Vitaminen (Folsäure, Laktoflavin, Nikotinsäureamid, Pyridoxal, Pantothensäure Vitamin B12, Biotin sowie Vitamin K, das für die Prothrombinsynthese benötigt wird) beteiligt.
    Diese Funktionen erfüllt die physiologische Darmflora ein Leben lang, wenn diese ökologische Einheit in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander existiert.

Darmdysbiose

    Ist das Gleichgewicht der Darmflora unausgewogen spricht man von einer Darmdysbiose.
    Die Lebensgemeinschaft der Darmflora steht ständig in Kontakt mit der Umwelt. Alles was wir in den Mund nehmen, das sind Nahrungsmittel (teils chemisch behandelt mit Pestiziden), Krankheitserrreger und ihre Toxine (enteropathogene Bakterien, Pilze Parasiten) aber auch Medikamente (Antibiotika, Cortison, Zytostatika, Antazida, Choleretika, Laxantien..), können fördernden oder hemmenden Einfluss auf die Zusammensetzung der Darmflora haben.
    Antibiotika und Cortison sind therapeutisch manchmal   notwendig und lebensrettend, sie haben aber in den meisten Fällen eine Nebenwirkung: neben den krankheitserregenden Keimen zerstören sie auch nützliche Bakterien im Darm.
    Den gleichen wachstumshemmenden negativen Effekt haben Bestrahlungen z.B. bei der Tumortherapie oder Schwermetallbelastungen wie z.B. Quecksilber aus dem Amalgam oder Cadmium aus dem Zigarettenrauch.
    Anfänglich kann sich die Darmflora wieder erholen. Bei wiederholter Belastung mit o.g. exogenen Störfaktoren kommt es schließlich zum Zusammenbruch der gesunden Darmflora.
    Die Barrierefunktion der Darmflora versagt. Bei diesen Patienten liegen freie Haftstellen am Darmepithel vor und pathogene (krankmachende) Keime haben die Chance sich auf der Darmschleimhaut anzusiedeln und zu vermehren, indem sie freigewordene Haftstellen (ökologische Nischen) besetzen.
    Es kommt zur Überwucherung der Darmschleimhaut durch Gärungs- oder Fäulnisbakterien und Durchfallerreger. Pathogene Hefen wie Candida albicans und das toxinbildende Bakterium Clostridium difficile (Erreger der pseudomembranösen Kolitis nach Antibiotika-Einnahme) haben sich als besonders problematisch erwiesen.   Als Folge kommt es schließlich zur Verdrängung der Bakterien der gesunden Darmflora. Dabei trifft es wichtige Träger der Kolonisationsresistenz die Bifidobakterien und Bacteroides.
    Ist eine der Keimgruppen vermindert entsteht ein `mikrobiologisches Vakuum´ das sich mit pathogenen Keimen füllt.

Beispiel:

    Über die Nahrungsmittel werden ständig Mikroorganismen aus der Umgebung aufgenommen. Einige dieser Mikroorganismen (Bakterien und Pilze) können krankheitsauslösend sein. So können sich beispielsweise Salmonellen in einer Eierspeise, die nicht ausreichend erhitzt wurde, vermehren. Wenn diese gegessen wird, kommt es zur Salmonellen-Infektion mit Durchfall und Erbrechen. Allerdings   muss nicht jeder, der diese Speise isst, krank werden. Die Darmoberfläche mit einer gesunden Darmflora (d.h.   physiologische (nicht krankmachende) Bakterien im ausgewogenen Verhältnis zueinander) ist genauso wie die Haut eine Schutzfunktion für den Organismus, indem sie eine Barriere bildet. So bleibt man gesund, obwohl ein ständiger Kontakt mit Krankheitserregern aus der Umwelt besteht.

Folgen der Darmdysbiose auf den Organismus:

1. Diarrhoe (Durchfälle) und Meteorismus (Blähungen)

    Die Folgen anhaltender Fehlbesiedlung der Darmschleimhaut sind häufig anhaltende Durchfälle. Gärung und Fäulnis führen zu schmerzhaften Bauchkrämpfen und starken Blähungen.

2. Obstipation (Verstopfung)

    Aufgrund der Fehlbesiedlung kann es auch zu Verstopfung (Obstipation) kommen. Fehlen die Bakterien der intakten Darmflora um Ballaststoffe aufzuspalten kommt es zur Fehlverdauung und die Darmmotilität   (Darmbeweglichkeit) ist vermindert.

3. Der permeable Darm = leaky-gut syndrom

    Bei längeranhaltender Einwirkung von exogenen Störfaktoren kann es zu einer Zerstörung der Oberfläche der Darmschleimhautzellen kommen. Neben der Verdauung sind die physiologischen Darmbakterien an der Nährstoffversorgung und damit der Energieversorgung der Darmschleimhautzellen verantwortlich.Darmbakterien der gesunden Darmflora stellen im Rahmen ihres Stoffwechsels als Stoffwechselendprodukt kurzkettige Karbonsäuren als wichtige Energiequelle her. Sind normale Darmbakterien nicht in ausreichender Menge vorhanden, fehlen diese wichtigen Abbauprodukte und   die Ernährung der Schleimhaut ist nicht gewährleistet.

    Auch kann die Verwertung der Karbonsäuren durch das Darmepithel gestört sein. Ohne die Stoffwechselprodukte der physiologischen Darmflora bekommen die Darmschleimhautzellen zu wenig Nährstoffe und Energie angeboten. Sie werden unterversorgt und verändern in Folge ihre Struktur. Es kommt zum so genannten `Energiemangelsyndrom der Kolonmucosa´. Dies führt zu einer Entzündung der Schleimhaut mit dem Bild einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung und schließlich zum vorzeitigen Absterben der Zellen.

    Die Schleimhaut wird permeabel (durchlässig), weil die Darmschleimhautzellen keinen intakten Zusammenhalt bilden. Antigene können in erhöhtem Maße die Darmschleimhaut nun passieren. Die Folge: Das `schleimhautassoziierte Immunsystem (GALT) und die systemische Körperabwehr werden überlastet. Zusätzlich kann eine pathologisch veränderte Dickdarmflora durch Freisetzung toxischer und subtoxischer Stoffwechselprodukte die Darmschleimhaut schädigen. Entzündungen der Darmschleimhaut sind die Folge.

    Bei tiefergreifender Zerstörung der Oberfläche wird die Schleimhaut ebenfalls permeabel (durchlässig).   Pathogene Keime können die Darmwand sogar durchdringen und eine Infektion im Körper verursachen.   Bedingt durch ihren Stoffwechsel – die Bakterien gewinnen ihre Energie aus dem Abbau von Proteinen (Eiweißen) – setzen sie zudem hochtoxisches Ammoniak frei, das zu einer erheblichen Belastung der Leberfunktion führen kann. Erhöhte Leberwerte können die Folge sein. Auch andere toxische Stoffwechselprodukte der Fäulnisbakterien belasten den Organismus zusätzlich.

4. pH-Wert

    Eine lang anhaltende Vermehrung von Fäulniskeimen lässt zudem die intraluminalen und fäkalen pH-Werte ansteigen. Auf diese Weise schaffen sich die Fäulnisbakterien immer bessere Lebensbedingungen.

5. Darmassoziiertes Immunsystem

    Das Immunsystem und die von ihm gebildeten Abwehrstoffe (Antikörper) schützen den Organismus vor Krankheitserregern aus der Umwelt. Dabei ist der Darm das größte Abwehrorgan unseres Körpers. Über 80% des lymphatischen Gewebes befindet sich in den riesengroßen Schleimhautflächen des Darms und bildet das darmassoziierte Schleimhautimmunsystem (GALT). Es steht mit den Immunsystemen anderer Gewebe in ständigem Kontakt.Die gesunde Darmflora leistet somit einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung und Aufrechterhaltung einer intakten Immunabwehr.
    Sie besetzt die Lebensräume (ökologische Nischen) an der Darmschleimhaut und bildet so eine mechanische (unspezifische nicht-immunologische) Barriere eine Art Schutzschild, das fremde Substanzen nur schwer durchdringen können (= Barrierefunktion). Die Immunzellen, die sich in der Darmwand befinden, werden durch den großflächigen Kontakt mit Bakterien der gesunden Darmflora ständig aktiviert und angepasst – im Sinne eines ständigen Abwehrtrainings. So werden die Immunzellen auf die Bekämpfung von Krankheitserregern vorbereitet. Die körpereigenen Abwehrkräfte werden hiermit gesteigert und aufrechterhalten.

    Dieser Prozess beginnt bereits bei Säuglingen, wenn in den ersten Lebenstagen der Gastrointestinaltrakt nach und nach mit Keimen besiedelt wird. Der Organismus lernt dabei physiologische Keime von Pathogenen zu unterscheiden. Der Dünndarm mit seiner Dünndarmflora, wenn auchnicht so reichlich s.o. wie die Dickdarmflora, spielt hier   eine noch wesentlichere Rolle, da die Dünndarmschleimhaut ebenfalls in noch höherem Maße immunologisch aktives Gewebe besitzt.
    Die Immunzellen nehmen aber auch ständig Informationen über eventuell schädliche Stoffe und Keime auf und können entsprechend passende Abwehrstoffe (Antikörper)   bilden und sind so an der Abwehr von Krankheitserregern und fremden Substanzen beteiligt. Findet ein Kontakt zu fremden Bakterien, Viren oder chemischen Substanzen z.B. über die Nahrung statt, bilden spezialisierte Immunzellen (Lymphozyten und Plasmazellen) des Immunsystems   in der Darmschleimhaut Abwehrstoffe z. B. in Form von Antikörpern.

    Die Immunzellen bleiben aber nicht im Darm, sondern wandern über die Blutbahn durch den ganzen Körper. So versorgen die Immunzellen auch andere „ inneren Oberflächen“ im Körper, wie z.B. die Schleimhaut der Atemwege, mit passenden Abwehrstoffen. Bei Kontakt mit Krankheitserregern geben sie ihre Antikörper ab, die die Infektionskeime unschädlich machen. Dabei reicht es aus, dass   der Erstkontakt mit dem Krankheitserreger nur an der Darmschleimhaut stattgefunden hat. Die Kommunikationswege dieses immunologischen Netzwerkes sind bis heuteerst teilweise erforscht. Die bisher bekannten Zusammenhänge lassen aber bereits die ungeheure Komplexität der körpereigenen Immunabwehr erkennen. So werden Autoimmunphänomene, wie etwa bei der rheumatoiden Arthritis,   von manchen Wissenschaftlern als Spätreaktiondes Organismus auf intestinale Fehlbesiedlung interpretiert. Fazit: Ein intaktes und aktives Immunsystem im Darm bewirkt somit eine verbesserte Abwehrlage des ganzen Organismus.

Therapie

Mikrobielle Therapie

    Ein wichtiges Therapieziel bei Darmdysbiose besteht darin, das Mukosa-Immunsystem und insbesondere das darmassoziierte Lymphgewebe dauerhaft zu stärken und zu stabilisieren.
    Der Patient bekommt lebende und/oder abgetötete Mikroorganismen inclusive deren Bestandteile und/oder Stoffwechselprodukte. Dabei handelt es sich um Mikroben, die zur natürlichen Mikroflora des Menschen gehören. Diese regenerieren und stabilisieren das mukosale Immunsystem und verdrängen die Krankheitserrreger.
    Sie erhöhen die Kolonisationsresistenz und stärken die Abwehrbereitschaft des Körpers. Der besondere Vorteil der mikrobiologischen Therapie ist ihre Nebenwirkungsarmut. Sie wird daher gerne auch bei Kindern eingesetzt.
    E.coli z.B. haben die Fähigkeit, krankmachende Keime abzuwehren (bakterieller Antagonismus). Sie heften sich an der Darmschleimhaut an und besiedeln diese über längere Zeit. Zusätzlich bilden sie die für die Ernährung der Schleimhautzellen und die Durchblutung der Darmwand so wichtigen kurzkettigen Karbonsäuren. Weiterhin haben sie anregende Wirkungen auf bestimmte Zellen des Immunsystems, wodurch die Abwehrlage allgemein verbessert wird.

Ernährung

    Der Patient soll industrielle bearbeitete Nahrungsmittel meiden d.h. Nahrungsmittel mit chemischen Zusätzen zur Konservierung, Färbung und Geschmacksverstärkung. Diese industriell bearbeiteten Nahrungsmittelzusätze sind unserem Körper fremd. Eine frische naturbelassene möglichst wenig bearbeitete Kost kann unseren Organismus nicht belasten. Während die schulmedizinischen Therapieprinzipien darauf ausgerichtet sind, die Folgen der allergischen Reaktion zu behandeln, bemüht sich die Naturheilkunde die zugrunde liegenden Regulationsstörung des Immunsystems zu beseitigen.