Der Darm – seine Funktionen und Einflüsse auf die Gesunderhaltung
Der Magen-Darm-Trakt
Der Naturheilkundler Hufeland nannte deshalb den Magen-Darm-Trakt den `Hauptkampfplatz, auf dem viele Krankheiten entschieden werden.
Die gesunde Darmflora
Die Darmflora besteht hauptsächlich aus Bakterien. Sie besiedelt die gesamte Darmschleimhaut, die eine Oberfläche von etwa 200qm hat - das entspricht einer Größe eines Tennisplatzes. Im Vergleich dazu misst die Hautoberfläche eines Erwachsenen etwa 2qm und die Lungenoberfläche mit ihren vielen Lungenbläschen (Alveolen) immerhin 80qm. Die Darmflora stellt die eigentliche Grenzfläche zwischen Darm und Außenwelt dar. In Bezug auf den Stoffaustausch besitzt der Verdauungstrakt somit die größte Kontaktfläche zur Außenwelt. Im Magen-Darm-Trakt leben 10 14 - das bedeutet 100 Billionen - Kleinstlebewesen (Mikroorganismen). Sie alle betreiben regen Stoffwechsel mit hoher Stoffwechselleistung. Ständig werden Substanzen verbraucht und neue gebildet. Ihre Stoffwechselleistung ist mit der der Leber vergleichbar.
Die so genannten Aerobier benötigen - wie alle Tiere und Pflanzen in der Natur - Sauerstoff zum Leben. Die Anaerobier können nur unter Sauerstoffausschluss leben. Kommen sie in ein Milieu mit Sauerstoff sterben sie. Im Darm existiert ein ausgewogenes Verhältnis beider Gruppen. Dieses Verhältnis ist die Vorrausetzung für eine intakte Lebensgemeinschaft im Darm.
Im Verlauf der Magen-Darm-Passage ändert sich mit der Keimzahl aber auch ihre Zusammensetzung. Im Dickdarm herrscht bereits ein überwiegend sauerstoffarmes Milieu. Anaerobier nehmen zahlenmäßig im Verlauf der Magen-Darm-Passage kontinuierlich zu und im Gegenzug die Aerobier zahlenmäßig ab.
Für das sauerstoffarme Milieu sorgt das Bakterium E.coli (Escherichia coli), indem es Sauerstoff verbraucht. Deshalb besiedeln E.coli Bakterien als erste den Säuglingsdarm und verbrauchen kontinuierlich den Sauerstoff, der ständig über das Blut zu den Darmschleimhautzellen transportiert wird und schaffen ein sauerstoffarmes Milieu im Darminnern. Aufgaben der Dickdarmflora1. Barrierefunktion:
Die Darmflora stellt eine Grenzfläche zwischen Darmschleimhaut und Außenwelt dar. Die gesunde ausgewogene Darmflora bildet auf der Darmschleimhaut eine Schicht, die verhindert, dass fremde Bakterien sich an die Darmschleimhaut anhaften und in den Körper eindringen. Damit übernimmt sie eine Barrierefunktion (Eine unspezifische nicht-immunologische mikrobielle Barriere, die dem GALT vorgeschaltet ist.) – eine Art Schutzschild. Die physiologischen Darmbakterien der Darmflora entziehen durch Verbrauch von Sauerstoff und Nährstoffen den fremden Bakterien die Lebensgrundlage. Sie verfügen aber auch über die Fähigkeit gegen fremde Bakterien spezielle Substanzen z.B. Säuren und toxisch wirksame Substanzen, die ähnlich wie Antibiotika wirken, zu bilden. Auch eine Absenkung des pH-Wertes gehört zum Repertoire der intestinalen Mikroflora. Damit verhindert eine gesunde Darmflora, dass sich fremde Bakterien ansiedeln und verdrängt sie aus dem Darm. Sie werden auf natürlichem Wege mit dem Stuhl ausgeschieden, ohne dass sie ihr krankmachendes Potential zur Geltung bringen können. So besteht ein Drittel der gesamten Fäzesmasse aus abgestoßenen Bakterien. 2. Abbau wichtiger Ballaststoffe
3. Ernährung und Energieversorgung der Darmschleimhautzellen
4. Vitaminproduktion
Diese Funktionen erfüllt die physiologische Darmflora ein Leben lang, wenn diese ökologische Einheit in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander existiert. Darmdysbiose
Die Lebensgemeinschaft der Darmflora steht ständig in Kontakt mit der Umwelt. Alles was wir in den Mund nehmen, das sind Nahrungsmittel (teils chemisch behandelt mit Pestiziden), Krankheitserrreger und ihre Toxine (enteropathogene Bakterien, Pilze Parasiten) aber auch Medikamente (Antibiotika, Cortison, Zytostatika, Antazida, Choleretika, Laxantien..), können fördernden oder hemmenden Einfluss auf die Zusammensetzung der Darmflora haben. Antibiotika und Cortison sind therapeutisch manchmal notwendig und lebensrettend, sie haben aber in den meisten Fällen eine Nebenwirkung: neben den krankheitserregenden Keimen zerstören sie auch nützliche Bakterien im Darm. Den gleichen wachstumshemmenden negativen Effekt haben Bestrahlungen z.B. bei der Tumortherapie oder Schwermetallbelastungen wie z.B. Quecksilber aus dem Amalgam oder Cadmium aus dem Zigarettenrauch.
Die Barrierefunktion der Darmflora versagt. Bei diesen Patienten liegen freie Haftstellen am Darmepithel vor und pathogene (krankmachende) Keime haben die Chance sich auf der Darmschleimhaut anzusiedeln und zu vermehren, indem sie freigewordene Haftstellen (ökologische Nischen) besetzen.
Ist eine der Keimgruppen vermindert entsteht ein `mikrobiologisches Vakuum´ das sich mit pathogenen Keimen füllt. Beispiel:
Folgen der Darmdysbiose auf den Organismus:1. Diarrhoe (Durchfälle) und Meteorismus (Blähungen)
2. Obstipation (Verstopfung)
3. Der permeable Darm = leaky-gut syndrom
Auch kann die Verwertung der Karbonsäuren durch das Darmepithel gestört sein. Ohne die Stoffwechselprodukte der physiologischen Darmflora bekommen die Darmschleimhautzellen zu wenig Nährstoffe und Energie angeboten. Sie werden unterversorgt und verändern in Folge ihre Struktur. Es kommt zum so genannten `Energiemangelsyndrom der Kolonmucosa´. Dies führt zu einer Entzündung der Schleimhaut mit dem Bild einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung und schließlich zum vorzeitigen Absterben der Zellen. Die Schleimhaut wird permeabel (durchlässig), weil die Darmschleimhautzellen keinen intakten Zusammenhalt bilden. Antigene können in erhöhtem Maße die Darmschleimhaut nun passieren. Die Folge: Das `schleimhautassoziierte Immunsystem (GALT) und die systemische Körperabwehr werden überlastet. Zusätzlich kann eine pathologisch veränderte Dickdarmflora durch Freisetzung toxischer und subtoxischer Stoffwechselprodukte die Darmschleimhaut schädigen. Entzündungen der Darmschleimhaut sind die Folge. Bei tiefergreifender Zerstörung der Oberfläche wird die Schleimhaut ebenfalls permeabel (durchlässig). Pathogene Keime können die Darmwand sogar durchdringen und eine Infektion im Körper verursachen. Bedingt durch ihren Stoffwechsel – die Bakterien gewinnen ihre Energie aus dem Abbau von Proteinen (Eiweißen) – setzen sie zudem hochtoxisches Ammoniak frei, das zu einer erheblichen Belastung der Leberfunktion führen kann. Erhöhte Leberwerte können die Folge sein. Auch andere toxische Stoffwechselprodukte der Fäulnisbakterien belasten den Organismus zusätzlich. 4. pH-Wert
5. Darmassoziiertes Immunsystem
Sie besetzt die Lebensräume (ökologische Nischen) an der Darmschleimhaut und bildet so eine mechanische (unspezifische nicht-immunologische) Barriere eine Art Schutzschild, das fremde Substanzen nur schwer durchdringen können (= Barrierefunktion). Die Immunzellen, die sich in der Darmwand befinden, werden durch den großflächigen Kontakt mit Bakterien der gesunden Darmflora ständig aktiviert und angepasst – im Sinne eines ständigen Abwehrtrainings. So werden die Immunzellen auf die Bekämpfung von Krankheitserregern vorbereitet. Die körpereigenen Abwehrkräfte werden hiermit gesteigert und aufrechterhalten. Dieser Prozess beginnt bereits bei Säuglingen, wenn in den ersten Lebenstagen der Gastrointestinaltrakt nach und nach mit Keimen besiedelt wird. Der Organismus lernt dabei physiologische Keime von Pathogenen zu unterscheiden. Der Dünndarm mit seiner Dünndarmflora, wenn auchnicht so reichlich s.o. wie die Dickdarmflora, spielt hier eine noch wesentlichere Rolle, da die Dünndarmschleimhaut ebenfalls in noch höherem Maße immunologisch aktives Gewebe besitzt. Die Immunzellen nehmen aber auch ständig Informationen über eventuell schädliche Stoffe und Keime auf und können entsprechend passende Abwehrstoffe (Antikörper) bilden und sind so an der Abwehr von Krankheitserregern und fremden Substanzen beteiligt. Findet ein Kontakt zu fremden Bakterien, Viren oder chemischen Substanzen z.B. über die Nahrung statt, bilden spezialisierte Immunzellen (Lymphozyten und Plasmazellen) des Immunsystems in der Darmschleimhaut Abwehrstoffe z. B. in Form von Antikörpern. Die Immunzellen bleiben aber nicht im Darm, sondern wandern über die Blutbahn durch den ganzen Körper. So versorgen die Immunzellen auch andere „ inneren Oberflächen“ im Körper, wie z.B. die Schleimhaut der Atemwege, mit passenden Abwehrstoffen. Bei Kontakt mit Krankheitserregern geben sie ihre Antikörper ab, die die Infektionskeime unschädlich machen. Dabei reicht es aus, dass der Erstkontakt mit dem Krankheitserreger nur an der Darmschleimhaut stattgefunden hat. Die Kommunikationswege dieses immunologischen Netzwerkes sind bis heuteerst teilweise erforscht. Die bisher bekannten Zusammenhänge lassen aber bereits die ungeheure Komplexität der körpereigenen Immunabwehr erkennen. So werden Autoimmunphänomene, wie etwa bei der rheumatoiden Arthritis, von manchen Wissenschaftlern als Spätreaktiondes Organismus auf intestinale Fehlbesiedlung interpretiert. Fazit: Ein intaktes und aktives Immunsystem im Darm bewirkt somit eine verbesserte Abwehrlage des ganzen Organismus. TherapieMikrobielle Therapie
Der Patient bekommt lebende und/oder abgetötete Mikroorganismen inclusive deren Bestandteile und/oder Stoffwechselprodukte. Dabei handelt es sich um Mikroben, die zur natürlichen Mikroflora des Menschen gehören. Diese regenerieren und stabilisieren das mukosale Immunsystem und verdrängen die Krankheitserrreger. Sie erhöhen die Kolonisationsresistenz und stärken die Abwehrbereitschaft des Körpers. Der besondere Vorteil der mikrobiologischen Therapie ist ihre Nebenwirkungsarmut. Sie wird daher gerne auch bei Kindern eingesetzt.
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